Noten oder was?

Text von Josef Reichmayr
(Gründer und Leiter der ILB von 1998 bis 2019)

Wachsamkeit gegenüber den Ziffernnoten und ihren trügerischen Reizen will stets geübt sein. Wobei: An der ILB ist das ja nach wie vor und zum Glück bis zum Ende der 7.en kein Thema. Auch wenn die österreichische staatliche Schulbehörde für die jüngeren Schüler*innen an der ILB mittlerweile auch Noten ab der 2.en vorschreibt, ist es bisher gelungen, dieses anti-pädagogische Virus im Zaum zu halten, da die betroffenen Eltern das Zeugnis nicht sehen wollen und in der Direktion hinterlegt lassen. Gratulation! 

Eigentlich ein Hohn, wenn die Zentralstellen überhaupt noch das Wort Schulautonomie in den Mund nehmen und gleichzeitig bewährte Erfahrungen wie an der ILB kaltschnäuzig canceln. 

Und so sind auch meine ProPoliBil-Workshops mit Schüler*innen aus dem Eingangs-, Übergangs- und Ausgangs-Cluster gut und wenig kontroversiell abgelaufen.

Besonders dynamisch verlief die Runde mit dem Übergangs-Cluster.

Noten und Schule sind international und historisch beinahe siamesische Zwillinge, nach wie vor, egal ob es sich um 1 bis 5 oder 6 oder 10, niedrige Ziffern besser als höhere oder umgekehrt, um Buchstaben oder um %-Ränge handelt: In allen Fällen werden die Kinder und Jugendlichen in eine öffentlich sichtbare Rangfolge gestellt und Lernen findet im ungünstigen Fall nur noch der Noten wegen statt. Umso erstaunlicher, dass nordische Staaten wie Dänemark, Schweden oder Finnland bis zur 6.en oder 7.en Stufe landesweit und generell auf Noten verzichten bzw. den Schulen untersagen, solche zu verwenden! Das ist auch deswegen möglich, weil prinizipiell alle Kinder in diesen Jahren eine gemeinsame Schule besuchen und Noten zur "objektiven" Lenkung der Schüler*innenströme Richtung Gymnasium oder Mittelschule (wie bei uns nach der 4. Klasse) nicht NOTwendig sind.

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