Fridays for Future – Proteste am Weltklimatag 2019 in Wien

Text und Bilder © Chris Hessle

Rund 20.000 Schülerinnen und Schüler beteiligten sich am 15. März anlässlich des Weltklimatags an den Friday for Future-Protesten in Wien. Unter Slogans wie „There is no Planet B” oder „Ihr habt verschlafen – wir sind der Wecker” forderten sie eine Kehrtwende in der Klimaschutzpolitik sowie den sofortigen Stopp von Großprojekten wie der dritten Piste am Flughafen Wien-Schwechat oder dem Lobau-Tunnel.

 

Medien und Politik reagierten gespalten auf das Engagement der Jugend: während einerseits die Proteste als „Klima-Schwänzen” verunglimpft, Strafen bis zu 440 Euro angedroht und Greta Thunberg als „Klima-Pippi” ins Lächerliche gezogen wurde, fanden sich andererseits selbst aus jenen Parteien lobende Worte, die ansonsten den Bau von klimaschädigenden Infrastrukturprojekten vorantreiben – allen voran die dritte Piste am Flughafen Wien-Schwechat, deren Inbetriebnahme den CO2-Ausstoss Österreichs schlagartig um zwei Prozent erhöhen würde. Mira Kapfinger von System Change Not Climate Change bringt die Problematik auf den Punkt: „Fossile Infrastruktur würde dadurch für weitere Jahrzehnte in Beton gegossen und der Weg in die falsche Richtung fortgeführt”. Die Proteste, an welchen sich auch in anderen Städten in Österreich weit mehr Menschen beteiligten als erwartet, zeigen eindrucksvoll, dass viele Menschen nicht mehr bereit sind, diese verantwortungslose Politik hinzunehmen.

 

 

Realistische Forderungen

Der Klimastreik geht also bereits nächsten Freitag in die nächste Runde. Der Forderungskatalog umfasst unter anderem den raschen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, wobei in einem ersten Schritt die steuerlichen Begünstigungen für Kerosin, Diesel und Flugtickets beseitigt werden sollen. Darüber hinaus fordern die Schülerinnen und Schüler umweltfreundliche Verkehrskonzepte und ein Ende für klimafeindliche Großprojekte wie die dritten Piste oder den Lobau-Tunnel. Bei der Umsetzung klimapolitischer Maßnahmen soll zudem die Frage nach sozialer Gerechtigkeit ins Zentrum rücken. Angesichts der dramatischen Vorhersagen der Klimawissenschaft im Falle des Verfehlens der Pariser Klimaziele – die Politik der aktuellen Regierung weist klar in diese Richtung – würde die Umsetzung der Forderungen von Friday for Future zwar eine grundlegende Veränderung unserer Lebensweise bedeuten, allerdings basierend auf der Grundlage einer realistischen wie schonungslosen Einschätzung der aktuellen umweltpolitischen Lage. Damit demonstrieren Schülerinnen und Schüler einen Realismus, den man sich von Medien und Politik oft wünschen würde.

 

 

Treffpunkt für den Klimastreik in Wien ist jeweils am Freitag um 11:55 Uhr am Heldenplatz. Weitere Informationen unter https://fridaysforfuture.at

 

Chris Hessle lebt und arbeitet als freier Journalist, Übersetzer sowie in der Kinder- und Jugendarbeit in Wien. Auf Anregung seiner Lebensgefährtin Eva Heinen (Lernbegleiterin in B56), besuchte er die Fridays for Future - Protestkundgebung am Weltklimatag 2019 am Wiener Heldenplatz.

 

 

 

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